Eigentlich erst am 1. Januar 1972 „kehrte“ die Filialkirche St. Konrad zurück zu ihrer von Anfang an zugedachten Pfarrkirche „Zu den heiligen Schutzengeln“!
Ursprünglich zur Kirche „Unsere liebe Frau“ in Fürth gehörend, wechselte Schniegling bei der großen Eingemeindung 1899 als ein Teil der Kuratie St. Michael zur Pfarrei „Unsere liebe Frau“ (Frauenkirche) in Nürnberg. Die seelsorgerliche Betreuung von dort aus litt immer unter der Entfernung St. Johannis und Schniegling. So tauchte schon sehr bald der Gedanke an eine eigene Kirche in Schniegling auf. Im Zusammenhang mit den Plänen für eine Neustrukturierung der Seelsorge im Nürnberger Westen wurde das Konzept entwickelt, dass in Muggenhof eine neue Pfarrei gegründet – mit dem Neubau der Schutzengelkirche als pfarrlichen Mittelpunkt – und dass dabei Schniegling als Filialkirche angegliedert werden solle. Bei einer Befragung am 6. Febr. 1925 votierten die Schnieglinger auf Anraten des Pfarrers von St. Michael für diese Lösung. „Als derzeitiger Pfarrer ... gebe ich Euch ..., nachdem zur Zeit an eine katholische Kirche in Schniegling nicht zu denken ist, den wohlgemeinten Rat:
Beantwortet alle ... mit „Ja“ damit mit der baldigen Erbauung einer katholischen Kirche in Euerer Nähe Euer eigener Wunsch, zugleich der dringende Wunsch der Oberhirtlichen Stelle erfüllt werden kann.“
Wenn auch kein Kirchenbau in Schniegling abzusehen war, sah der damalige Pfarrer von St. Michael, Georg Köhler, sehr wohl die sich vergrößernde seelsorgerliche Not (nur wenige Katholiken kamen zum Sonntagsgottesdienst nach St. Michael, einige andere „wichen“ immer noch nach Fürth aus, ein großer Teil ging gar nicht zur Kirche und ein anderer Teil, hauptsächlich in Mischehe lebend, schloss sich an die evangelische Gemeinde der Versöhnungskirche an) und betrieb darum mit auch heute noch bewundernswerter Hartnäckigkeit die Errichtung einer Notkirche. Schon 1929 erwarb man vom Bauern Heinrich Ermann eine entsprechendes Grundstück, als dessen Eigentümer von Anfang an aber schon Schutzengel eingetragen wurde! Durch die Errichtung zweier Randsiedlungen und eines Arbeitslagers, aus denen die heutige Kriegsopfersiedlung hervorging, brannte die Raumfrage für regelmäßige Gottesdienste in Schniegling immer mehr auf den Nägeln.
So betrachtete man es als Glücksfall, dass 1934/35 die Kirche St. Martin gebaut wurde und damit die dort seit 1917 stehende Notkirche frei wurde. Man schenkte sie den Schnieg-lingern! Auch wenn in dieser Zeit der Kirchenfeindlichkeit dem Wiederaufstellen erhebliche Schwierigkeiten bereitet wurden, konnte am 26. April 1936 der Geistliche Rat, Ehrendomherr und Erzbischöflicher Kommissär Herr Egenhofer die Bruder-Konrad-Kirche einweihen, er hatte übrigens die gleiche Kirche schon als Notkirche St. Martin geweiht!
Im Februar 1944 wurde die Kirche bei einem Fliegerangriff so schwer getroffen, dass sie nicht mehr benutzbar war. Über elf Jahre hinweg erfuhren die Schnieglinger damals gelebte Ökumene, denn in dieser Zeit konnten die Katholiken das frühere Evangelische Vereinshaus (spätere Kirche) als Gottesdienstraum benutzen.
In den Wiederaufbaujahren reifte jedoch der Wunsch nach Beendigung der kirchenlosen Zeit und dem Bau einer Kirche. Der „Christliche Beobachter“ meldete in seiner Ausgabe vom 7. Sept. 1956: “Am Sonntag, 30. Sept. wird die St. Konradskirche in Schniegling ihre Weihe erhalten. Bereits am Samstag nachmittag trifft Se. Exc. der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Arthur Michael Landgraf in Nürnberg ein. Als der Bau eines eigenen Gotteshauses endlich greifbare Formen annahm, waren die Katholiken von Schniegling mit Eifer und Begeisterung dabei. Am 11. Sept. 1955 konnte die Grundsteinlegung vorgenommen werden. Am 30. Nov. 1955 war das Richtfest...“
Betreut wurde die neugebaute Filialkirche weiterhin von St. Michael; der erste für sie zuständige Geistliche war Kaplan Siegfried Gruber.
Bedingt durch die Entwicklung des Nürnberger Westens, der Verdichtung der Wohn-bevölkerung und der Errichtung neuer Siedlungsgebiete änderte sich auch die Konzeption der Pfarrei St. Michael. Am 1. Januar 1972 erfolgte die Umpfarrung; St. Konrad kehrte zum „Besitzer von Anfang an“ des Grundstückes zurück, auf dem sie stand!
Die Wetzendorfer Katholiken, die von Beginn an keine Umorientierung wollten, blieben schon seit den 30-er Jahren bei St. Michael, die Schnieglinger blickten von nun an „hinüber auf das andere Ufer der Pegnitz“. Die seelsorgerliche Betreuung oblag nun den Salesianern Don Boscos und der erste Kaplan war Pater Otto Frank.
In einem Zeitungsbericht wird u.a. betont: „...Immerhin hat St. Konrad einen eigenen Pfarrgemeinderat und eine eigene Kirchenverwaltung, ist also zumindest verwaltungs-technisch selbständig. 1972 konnte ein kleiner Mehrzwecksaal an die Sakristei der Kirche angebaut werden, wo nun Versammlungen und auch Gruppenstunden stattfinden können...“
1976 erfolgte die Altarerneuerung. Weihbischof Martin Wiesend konsekrierte am 5. Dez. den von Steinmetz Strattner geschaffenen neuen Altar und Ambo.
Angedachte Vorhaben, wie der Bau eines Kindergartens oder einer Pfarrwohnung haben sich nicht realisiert. Wohl aber erfuhr St. Konrad 1988 eines wesentliche Neugestaltung: Der Nürnberger Holzbildhauer Carl Nocker schuf das neue Kreuz im Chorraum; der junge, damals erst zum Orgelbaumeister gewordene Jürgen Maderer, Nürnberg, baute die dreimanualige Orgel, sein Opus 1. 1993 konnte der neue Kreuzweg eingeweiht werden, ein Werk des Holzbildhauers Wieland Graf aus Eichstätt. Hierbei zeigte sich, welche Spendenfreudigkeit die Schnieglinger Katholiken entwickeln können: Der größte Teil der Stationen wurde privat bezahlt!
Die letzte große Anstrengung der Filialkirchengemeinde St. Konrad war der Bau des Pfarrheimes. Auch hierbei leuchtete die Spendenfreudigkeit der „Konrader“ auf: Im Rahmen der zu erbringenden Eigenleistungen wurde wiederum von Privat ein Großteil der Bestuhlung für den Saal geschultert.
Nicht umsonst begann die damalige, für den größten Teil des Baues zuständig gewesene Kirchenpflegerin, Frau Ursula Kirschner, ihr Rede mit: „Was lange währt, wird endlich gut!“ Trotz vielen zurückliegenden Ärgers war die Freude groß, als am 13. April 1997 die Einweihung erfolgte. Seitdem haben die verschiedenen, mittlerweile gewachsenen Aktivitäten ihr „Dach über dem Kopf“. Aber auch als Festsaal, der für Familienfeiern von Privat angemietet werden kann, hat sich das Konradheim längstens bewährt. Die Miete ist günstig! Anfragen hierzu sind an das Pfarramt zu richten.
Herbert Kirschner